Kompromisse haben keinen guten Ruf. Sie klingen nach falschen Zugeständnissen, nach Abweichung von der reinen Lehre, nach Preisgabe eines Ideals oder einer festen Überzeugung. Dabei ist ohne Kompromisse ein Zusammenleben nicht möglich. Keine Liebesbeziehung und kein Familienalltag kommt ohne Kompromisse aus. Auch im Job müssen wir immer wieder die Verständigung und den Ausgleich mit den Kolleginnen und Kollegen suchen. Und das gilt auch für die Politik. Jetzt, eine Woche vor der Wahl, ist noch die Zeit der kompromisslosen Forderungen. Aber am Tag nach der Wahl wird sie losgehen, die Suche nach dem Kompromiss.
Wie findet man die Brücke und den Ausgleich zwischen unterschiedlichen Einstellungen und Positionen? Welche Regeln gelten für die Suche nach einem tragfähigen Kompromiss? Wie gelingt am Familien-Mittagstisch der Streit um die Prinzipien der veganen Ernährung? Und wie können wir auch auf Dauer mit dem Kompromiss leben? Müssen wir lernen uns einzugestehen, dass das Leben nicht immer unseren idealen Vorstellungen entspricht? Schon die Bibel berichtet: Auch Gott musste akzeptieren, dass die Menschen nicht so ganz seinen Vorstellungen entsprachen. Nach der Sintflut schuf er darum das Symbol des Regenbogens. Vielleicht als ein Zeichen, dass immer wieder eine Brücke geschlagen werden muss zwischen Ideal und Realität? Eine bunte Brücke des Kompromisses?